Die Entstehungsgeschichte des Punk bildet keine klare Linie, keinen eindeutigen Entstehungsort, keine Person, die als der erste Punk betitelt werden könnte. Dennoch haben wir Assoziationen, Bilder vor Augen, Bands und Menschen, die uns als Erstes in den Sinn kommen. Und natürlich ist es eine individuelle Frage, aber eben auch eine strukturelle.Die Geschehnisse, der letzten Wochen zeigen, was schon längst bekannt sein sollte: Schwarze Menschen werden unterschiedlich behandelt, werden ermordet, weil rassistische Strukturen es zulassen, werden nicht erhört, wenn sie ihren Schmerz und ihre Wut äußern.In der kurzen Dokumentation „The Very Black History of Punk Music“ sagt Sacha Jenkins, der Gitarrist von The 1865: „Wenn du Schwarz bist, bist du immer Punk Rock. Du bist immer ein Ziel.“

Schmerz und Wut zu äußern, gesellschaftliche Problematiken als solche zu benennen, von der Mehrheitsgesellschaft als „anders“ wahrgenommen zu werden- das ist Punk!

Wie kommt es also, dass eben jene Bilder, Bands und Assoziationen mit Punk so häufig weiß und nicht Schwarz sind? Die Punkszene ist ebenso mehrheitlich männlich wie weiß dominiert, dabei gab und gibt es viele talentierte Menschen, die Schwarz oder nicht männlich sind. Die Strukturen, die zu hinterfragen und neu zu definieren gelten, betreffen also auch uns, gerade uns, wenn wir Punk als antirassistische, rebellische Bewegung verstehen. Und das bedeutet, Menschen Bühnen zu geben, ihrer Wut zuzuhören, ihre Energie mit ihnen feiern, ihren Schmerz Ernst zu nehmen. Wenn unsere weißen, männlichen Punk Ikonen wütend, laut, unbiegsam und randalierend sein dürfen, wir sie genau dafür lieben- wieso haben wir nicht dasselbe Gefühl bei Menschen, die soviel mehr Gründe für Wut haben?Das strukturelle Problem wurde auch deutlich, als ich anfing diesen Text zu schreiben, die Recherche war um einiges schwieriger als sonst. Denn selbst wenn Punk sich usprünglich aus Rock und Blues zusammensetzt, also von Schwarzen Musiker_innen erschaffenen Musikgenres- so ist die Entstehungsgeschichte des Punk im Internet aus weißer Perspektive geschildert. Das bedeutet im Prinzip, dass Musik Schwarzer Menschen als Inspiration genutzt wurde, sich bereichert wurde, aber die Bühne nicht gleichermaßen mit ihnen geteilt- schließlich gibt es nicht weniger Schwarze Punkbands als weiße.

Was kann also gegen dieses Ungleichgewicht getan werden? Empfehlenswert ist zunächst die Dokumentation „Afro- Punk“ von James Spooner anzusehen, um noch mehr über die Hintergründe zu lernen. Der Film war die Grundlage für das gleichnamige Festival, was seither in Brooklyn, Atlanta, London, Paris und Johannesburg stattfindet und Schwarzen Künstler_innen einen Raum gibt. Dann kann der nächste Schritt sein, sich die eigenen Playlists anzusehen, sie zu ergänzen, sie diverser zu gestalten. Dafür einfach etwas konkreter googeln oder mit anderen Punk Hörer_innen ins Gespräch kommen. Ich habe zum Beispiel zusätzlich einen Freund gefragt, mit dem ich mich schön öfter über Musik ausgetauscht habe, ob er mir Schwarze Punk Bands empfehlen kann.

Er ist übrigens auf dem Foto zu sehen, bei Instagram heißt er narcisseesttimide- folgt ihm für content über analoge Photographie, Mode und Politik.

Hörempfehlungen für euch: Death, Bad Brains, Radkey, Ho99o9, Big Joanie, TCIYF, The OBGMS, Black Pantera, Fuck U Pay Us, Rebelmatic, The Txlips, Red Arkade, Pure Hell.

 

Lena

Kommentare

“An intriguing discussion is definitely worth comment. I believe that you ought to write more about this issue, it may not be a taboo subject but typically people don’t discuss these subjects. To the next! Cheers!!”
נערות ליווי בהרצליה
gder4563

— DarrenDop